14.08.2006 - Französisch, deutsch, religion, Chemie

Protokoll der mündlichen Prüfungen 2005

von Iwona Ciemielewska

 

Vorbemerkung

Die folgenden Prüfungsprotokolle wurden erstellt von Iwona Ciemielewska und beziehen sich auf das Hamburger Externenabitur im Frühjahr 2005. Mittlerweile studiert Iwona im 5. Semester Anglistik und Französich an der Universität Hamburg.

Französisch

1. Prüfungsteil: Arbeit mit einem unbekannten Text

In der dreißigminütigen Vorbereitungszeit bekam ich einen Text vorgelegt, zu dem ich schriftliche Fragen beantworten musste. Es handelte sich bei dem Text um eine umfangreiche Anekdote aus dem Leben der beiden bekannten literarischen Figuren „Pat“ und „Madjid“. Diese erzählte vom ersten Arbeitstag der beiden in einer Plattenspielerfabrik, den sie auf sehr unterschiedliche Weise bewältigen. Der Text beinhaltete mitunter recht anspruchsvolles technisches Fachvokabular, war aber streckenweise sogar sehr leicht verständlich.

In der Prüfung musste ich die von mir zusammengestellten deskriptiv-inhaltlichen, aber auch durchaus interpretierenden Überlegungen vortragen, wobei die Prüfer aktiv in meine Ausführungen eingriffen und beispielsweise fragten: „Was ist denn eigentlich ein Plattenspieler?“ oder „Sie haben das Verb se débrouiller gebraucht: Umschreiben Sie es!“. Oder aber: „Was halten Sie von der Arbeitsmoral Madjids / Pats? Was würden Sie tun, wenn Sie der / die Vorgesetzte gewesen wären (Achtung, Falle: Konditionalsätze!)?

2. Prüfungsteil: Hörverständnis

Es wurde mir ein etwa 3 Minuten langer Text zweimal vorgespielt. Er war von durchaus guter akustischer Qualität und das Tonbandgerät stand direkt neben meinem Pult.

Die Kurzgeschichte handelte von einer jungen Frau, die vor bzw. während eines Vorstellungsgespräches von Selbstzweifeln geplagt wird, da sie keine handfesten Qualifikationen vorweisen kann. Sie kann sich aber gegenüber dem potentiellen Arbeitgeber „gut verkaufen“, improvisiert, rückt die Stärken ihres persönlichen und beruflichen Werdegangs ins rechte Licht und bekommt letztendlich die Arbeitsstelle.

Hier musste ich den Text im Sinne eines Résumés nacherzählen und anschließend interpretieren. Auch hier griffen die Prüfer ein und fragten nach von mir benutzten Begriffen, nach vergleichbaren persönlichen Erfahrungen im Arbeitsleben, nach meiner Meinung zu den Figuren usw.

3. Prüfungsteil: Prüfungsgespräch zum angegebenen Werk „Le Silence de la Mer“

Hier fragte der Prüfer: „Die Geschichte endet im Oktober 1941. Erzählen Sie: Was wissen Sie über diese Zeit?“, „Ist nun Werner von Ebrennac, die Hauptfigur, ein typischer Deutscher dieser Zeit?“ und „Sie behaupten also, er übertreibe in seinem Oppositionsdenken? Er renne Klischees hinterher: Wie meinen Sie das?“.

Ich wurde von drei unterschiedlichen Prüfern geprüft und mit 15 Punkten bewertet.

DEUTSCH

1. Prüfungsteil: „Homo Faber“ von Max Frisch

Vorgelegt wurde mir folgendes Zitat von Max Frisch: „Der Zufall zeigt mir, wofür ich zur Zeit ein Auge habe. (…) Natürlich lässt sich denken, dass wir auch Zufälle nicht erleben, die zu uns gehören. Aber wir erleben keine, die nicht zu uns gehören. Am Ende ist es immer das Fällige, das uns zufällt.“

Ausgehend von diesem Zitat sollte ich herausarbeiten, wie Max Frischs und Walter Faber jeweils den Zufall definieren. Im Zuge meiner Ausführungen wurden zusätzliche (vertiefende) Fragen zur „dritten Sinnschicht“ = der Bildnisproblematik, zu den nicht als Selbstzweck zur verstehenden mythologischen Bezügen, dem existenziellen Fehler (=>Bildnisbefangenheit) Fabers UND Hannas, der „Bildnislosigkeit“ Sabeths, der nicht als Hommage an Schicksalsgläubigkeit zu verstehenden Intention Max Frischs usw., gestellt.

Als Abschlussfrage bekam ich die Folgende gestellt: Wie ist es zu verstehen, dass die Frauen in „Homo Faber“ als Gegenfiguren zu Walter Faber interpretiert werden? Ich führte aus, dass man deutlich zwischen Sabeth („Hermes Baby“), Ivy und Hanna differenzieren sollte, und beleuchtete ihre jeweilige Bedeutung für das Werk, ihre jeweiligen Rollen bezüglich der Bildnis-Problematik und inwiefern sie, jede in gänzlich unterschiedlicher Weise, Gegenfiguren zu Walter Faber sind.

2. Prüfungsteil: „Die Leiden des jungen Werther“ von Johann Wolfgang von Goethe

Vorgelegt wurde mir Werthers Brief an Lotte vom 20. Januar (Zweites Buch, Seiten 77 / 78 im Reclam-Bändchen: „Ich muss Ihnen schreiben, liebe Lotte, hier in der Stube einer geringen Bauernherberge(…)“ bis (…)“Guter Gott! Der erste glückliche Augenblick wieder.“).
Zunächst sollte ich diesen Ausschnitt sprachlich-inhaltlich untersuchen und in den Gesamtkontext des Buches einordnen. Dann sollte ich auf den Innen-Außen-Aspekt, den der Ausschnitt enthält, eingehen (Ich wies in diesem Zusammenhang auf die selbst gewählte Isolation Werthers hin, auf seine ihn isolierenden genialistischen Züge, sein nur theoretisches Menschenideal (der vital-„unverbildete“ Mensch als Ideal, welchem er dennoch durch Abschottung jede Fähigkeit zur Einsicht in seine Ideen abspricht), auf sein sich wandelndes Verhältnis zur Natur, usw).

Weiter wurde ich zu Goethes Wirkungsabsicht, der Briefform des Romans, der zeitgenössischen Rezeption, der literarischen Qualität usw. befragt.

Ich wurde von nur einem Prüfer befragt, wobei sich die Mitanwesenden nicht aktiv am Prüfungsgespräch beteiligten und wurde mit 15 Punkten bewertet.

Religion

1. Themenbereich: Historischer Jesus /Reich-Gottes-Botschaft und die modernen Menschenrechte

Vorgegeben waren zwei Zitate. Das erste Zitat stammte von Johannes Paul II. und enthielt Überlegungen zum Jesus von Nazareth als Kind und Jugendlicher. Sinngemäß hieß es dort: „Jesus war ein folgsames und weises Kind. Er brauchte nicht erzogen zu werden, sodass Maria stets ein gutes und unbelastetes Verhältnis zu ihm hatte.“ (Das Zitat im Original war deutlich länger und enthielt noch einige Aspekte, an die ich mich nicht mehr erinnern kann.)
Hier ging es, soweit ich das noch richtig übersehe, darum, die unkritisch-glorifizierende Perspektive der traditionellen christlichen Kirche herauszuarbeiten (Also: Jesus als makellose „Überperson“; orientalisch-jüdische Wurzeln der Familie Jesu nicht berücksichtigt; Europäisierung; die zeitlos-universale Vorbildfunktion Jesu für moderne christliche Familien usw.). Des Weiteren wurden mir allgemeine Fragen zum traditionell-kirchlichen Jesusbild und zur Perspektive der historisch-kritischen Jesusinterpretation, sowie zum Sinn und Zweck des historisch-kritischen Ansatzes gestellt. Im Zuge meiner Ausführungen wurde nachgehakt, was es mit der Reich-Gottes-Botschaft überhaupt auf sich gehabt hat (Es lief also darauf hinaus, dass die Prüfer hierzu Folgendes hören wollten: Reich-Gottes-Botschaft als Resultat der damaligen Zeit; hatte jüdische Wurzeln sowie, je nach religiöser Strömung; politisch-nationale Komponenten; war entstanden aus Hoffnungen des jüdischen Volkes auf Befreiung; war keine „Erfindung“ Jesu, aber der humanistisch motivierte Kern seiner Theologie, usw.)

Das zweite Zitat stammte von einem mir unbekannten modernen Theologen (oder aber schlichtweg „Denker“). Es enthielt deutlich pessimistische Gedanken über den Sinn und Zweck der modernen „Spekulationen“ zur Person Jesu. Dort hieß es sinngemäß: „Unser Wissen über Jesus ist überaus löcherig. Der Versuch, ein geschlossenes, vollständiges Bild von Jesus von Nazareth zu erstellen, läuft im Endeffekt doch immer nur auf anmaßende Psychologisierung hinaus.“
Hier ging es offenbar darum, auf der Grundlage des Wissens über die Methodik und die Arbeitsergebnisse der historisch-kritischen Exegese, eine Stellung zum Zitat zu nehmen im Sinne von: „Teile ich nun die wenig erbauende Position des Autors oder nicht?“ (Ich stellte heraus, dass unser konkretes Wissen aus Gründen der fehlenden Evangelien, der jahrhundertealten „Übermalungen“, des früh- und spätchristlichen „Vorverständnisses“ usw. zwar über ein lückenhaftes, aber- wenn man die Einzelergebnisse kombiniert- ein doch recht authentisch-nachvollziehbares Jesusbild ergibt, welches aber gerade auf die historisch-kritische Herangehensweise zurückzuführen sei. Es sei nicht angebracht, grundsätzliche Zweifel an einer guten Ausbeute dieser Forschungsarbeit zu haben, zumal die wissenschaftlich-undogmatische Sichtweise geradezu verhindert, dass willkürlich - also ohne Heranziehung des kulturell-sozialen Kontextes - psychologisiert wird und Wissenslücken im Sinne eines kirchlich-mythologischen Dogmas „gestopft“ werden.)


2. Themenbereich: Islam

Soweit ich mich noch richtig erinnere, wurde uns auch zu diesem Thema ein Zitat vorgelegt. Es enthielt kritische Überlegungen zur Kopftuchfrage in modernen demokratischen Gesellschaften („Welche Position sollten wir einnehmen gegenüber Bestrebungen, die das Kopftuch bei Lehrkräften und Autoritätspersonen im Allgemeinen zu etablieren versuchen? Sind wir möglicherweise demokratiefeindlich-fundamentalistischen Strömungen gegenüber zu tolerant?“).
Ich stellte die kulturell-historischen Ursachen für den sich anbahnenden Konflikt zwischen der demokratischen Mehrheitsgesellschaft und den islamischen und islamistischen Minderheiten heraus (Entstehung des Korans inklusive Scharia auf der Grundlage einer patriarchalischen Gesellschaft; die unterschiedlichen historisch-politisch „Entwicklungsleitern“ der beiden Umwelten Europa/Amerika bzw. arabisch-orientalische Welt; Identifikationsfragen; ausgeprägter Absolutheitsanspruch des Islams in Kombination mit der ökonomischen Schwäche der islamisch geprägten Länder und das Resultat Aggression und starke „Abkapselungstendenz“, usw.).

Geprüft wurde ich von zwei unterschiedlichen Prüfern, ein Prüfer pro Themenbereich.
Meine Ausführungen wurden mit 13 Punkten bewertet.

Chemie

(Die Reihenfolge der beiden Schwerpunktthemen UND der einzelnen Aufgaben waren frei wählbar!)

Thema: Proteine

Erläutern Sie, warum Aminosäuren als weißes Pulver vorliegen können. Wie erklärt sich der kristalline Zustand? (Mein Ansatz: „Inneres Salz“, Ionenbindungen als besonders stabile Verbindungen, usw.) Erklären Sie die Vorgänge bei der Xanthoproteinprobe und einer weiteren Probe (Ninhydrin-Nachweisreaktion?). (Hierauf konnte ich nur sehr unzureichend antworten: Klassische Nachweisverfahren für Proteine, Entstehung von farbigen Verbindungen) Aus einem Aminosäuregemisch wird eine Aminosäure isoliert. Sie wandert während der Elektrophorese beim pH-Wert von 5,6 (oder 5,7) nicht. Um welche Aminosäure handelt es sich? Erklären Sie den hier vorliegenden Vorgang (Ich nannte die betreffende Aminosäure und erklärte die zwitterionische Form der Aminosäuren, die Elektrophorese, den IEP, usw.) In einem Gemisch liegen vier unterschiedliche Aminosäuren vor. (Ihr Verhalten bei einer Elektrophorese war in einem Schaubild ohne genaue IEP-Angaben dargestellt). Welche Aminosäuren liegen vor und wie trennt man sie voneinander? (Es handelte sich um zwei saure, eine neutrale und eine basische Aminosäure. Ich musste diesen Sachverhalt näher beleuchten und die Aminosäuren mit Namen benennen, wobei mir eine Liste der aller bekannten AS, ihrer IEPs und der Strukturformeln vorlag. Zusätzlich musste ich die unterschiedliche Struktur neutraler Aminosäuren eingehen, also die mögliche Polarität oder Nicht-Polarität neutraler AS erklären. Ferner sollte ich dann noch etwas über elektrische Leitfähigkeit im Allgemeinen und auf mögliche weitere Trennungsverfahren jenseits der Elektrophorese, also wahrscheinlich auf den Einsalz-Aussalzeffekt, die klassische Titration unter Verwendung eines Indikators- oder so ähnlich- erzählen.)

Thema: Säuren / Basen

Berechnung des pHs einer starken und einer schwachen Säure. Zusätzlich: Warum die unterschiedlichen mathematischen Formeln? (Mein Erklärungsversuch: Vollständige bzw. unvollständige Protolyse, Gleichgewichtsreaktionen/Rückreaktionen, Beziehung zwischen der Konzentration der Hydroniumionen und dem pH, usw.) Erläuterung der Wirkungsweise eines Indikators. (Mein Ansatz: Die Indikatorgleichung, leider unzureichend erklärt.) Erklärung der Titration einer schwachen Säure mit einer starken Base. (Vorgegeben war eine Graphik. Die Pufferpunkte, der Äquivalenzpunkt im basischen Bereich, sowie der Anfangs- und Endpunkt waren zuzuordnen und näher zu beleuchten. Auch sollte ich zusätzlich auf die Gründe für den nicht im neutralen Bereich liegenden Äquivalenzpunkt eingehen (Protolysewirkung der im Äquivalenzpunkt noch vorliegenden Ionen)).

Leider kann ich mich nicht detailliert erinnern, welche der Fragen bereits in der schriftlichen Aufgabenstellung gestellt wurden, und welche sich erst während des Prüfungsgesprächs ergaben.

Ich wurde von nur einem Prüfer geprüft, wobei sich die beiden Mitanwesenden mehr oder weniger aktiv am Prüfungsgespräch beteiligten.

Meine Leistungen wurden mit 8 Punkten bewertet.

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