Optimal vorbereitet ins Finale

Der große Prüfungsratgeber

von Iwona Ciemielewska

 

1. Kapitel

"Ich habe während des Lehrgangs stets gemütlich in den eigenen vier Wänden gearbeitet: Bin ich auf eine Prüfungssituation als solche überhaupt gut vorbereitet? Klausurenstress habe ich schließlich seit meiner Schulzeit nicht mehr erleben müssen..."

Zugegeben: Der Sprung vom heimischen Wohn- oder Arbeitszimmer in den Prüfungssaal ist sicherlich etwas schwerer verdaulich als die Abi-Situation der klausurengewohnten regulären Gymnasiasten. Klar: Der Kontrast ist härter.

Trotzdem werdet Ihr ganz sicher Folgendes feststellen:

1) Gerade das Bewusstsein um eine absolute Ausnahmesituation wird Euch automatisch in einen entsprechenden durchaus sehr positiven Stress versetzen, der Euch sehr wachsam und besonders umsichtig machen wird. Das ist auch sehr gut so: Es sind in Wirklichkeit meistens die „Coolen“ und Abgeklärten, die am Ende die dümmsten Fehler machen und die schwächsten Leistungen bringen: Fernabiturienten gehören aber erfahrungsgemäß in den seltensten Fällen zu dieser nur scheinbar glücklichen Sorte Mensch (Die Durchfallquote der Fernabiturienten ist bekanntermaßen gering, wenn auch natürlich nicht nur aus diesem einen Grund).


2) Ihr werdet an den Tagen der Prüfungen den folgenden Effekt bei Euch beobachten können (vielleicht schon etwas früher): Ihr geratet von einer gewissen defensiven Grundstimmung von VOR den Prüfungen („Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht…!“) in eine absolute innere Offensive ganz nach dem Motto „Auf in die Schlacht!“ (Übrigens gänzlich ohne irgendwelche verkrampften autosuggestiven Mantra-Übungen: Diese Stimmung wird sich von selbst einstellen.). Ihr werdet gewissermaßen an einen Punkt geraten, wo Ihr plötzlich feststellt: „Okay, der Tag X ist da, jetzt will ich es aber wirklich wissen, denn weglaufen kann ich ohnehin nicht. Ich habe jahrelang ohne handfeste Erfolgserlebnisse geschuftet, jetzt heißt es aber endlich, die große Ernte einzufahren!“. Anders gesagt: Ihr werdet Euch ein wenig so fühlen, wie bei einem simplen Computerspiel, wo man möglichst viele Punkte einheimsen will: Das ist das reinste steinzeitliche Jäger-und-Sammler-Feeling! Und … es fühlt sich mehr als okay an, übrigens auch für Frauen ;o)! Und genau dieses Gefühl wird bei Euch höchstwahrscheinlich über allen anderen Gefühlen triumphieren: Selbst die Prüfungsangst wird davon deutlich übertüncht!

3) Die allererste Prüfung wird sich auf alle Fälle etwas seltsam anfühlen: Ihr werdet Euch vielleicht fehl am Platz fühlen, mehr oder weniger unkonzentriert sein, ja wirklich richtig Stress und Adrenalinschübe verspüren. Aber (!): Schon die zweite Prüfung wird sich ganz anders darstellen! Okay, das Wort Routine in diesem Zusammenhang zu gebrauchen wäre etwas übertrieben, aber auf jeden Fall wird sich schon bei der zweiten Prüfung eine gewisse Gelassenheit einstellen. Dabei müsst Ihr bedenken: Die ersten vier Prüfungen, die Ihr für das Projekt externes Abitur werdet ablegen müssen, sind Probe-Prüfungen! Diese dienen nicht nur der formellen Qualifizierung für die staatlichen Prüfungen, sondern geben Euch auch die Gelegenheit, die Prüfungssituation im Vorfeld des wahren Prüfungsgeschehens oft genug erlebt zu haben, sodass Ihr an dem entscheidenden Punkt, dem der staatlichen Prüfungen nämlich, sagen könnt: „Alles schon mal erlebt, an sich nichts Neues!“. Diese Tatsache ist in der Praxis wahnsinnig wichtig und nicht nur graue Theorie oder leere Floskel der Fernlehrinstitute!

4) Ihr werdet die Möglichkeit haben, Prüfungsvorbereitungsseminare bei Eurer Fernschule zu besuchen. Diese solltet Ihr nach Möglichkeit auch nutzen, auch wenn diese gebührenpflichtig sind. Hier werden nämlich die typischen Fragen und Bedenken zum Thema Prüfungsgeschehen diskutiert. Auch werdet Ihr Eure Mit-Prüflinge noch vor den Probeklausuren kennen lernen dürfen, mit denen Ihr Eure Ängste rechtzeitig teilen könnt. Wie es so schön heißt: Geteiltes Leid ist halbes Leid (Ihr werden beim ersten Treffen auf Eure Leidensgenossen staunen: Man hat sich auf Anhieb Unmengen zu erzählen, etwa wie eine Horde Außerirdischer in der Diaspora, die jenseits der Heimat plötzlich zusammenkommt)! Dabei wird Euch klar werden: Den Anderen gehen so ziemlich die gleichen Gedanken und Horrorszenarien durch den Kopf wie einem selbst- die typischen inneren „Monster“ eines Fernabiturienten! Das ist unglaublich wohltuend.

Eine besondere Anmerkung zu den mündlichen Prüfungen: Hier gilt der Tipp zum Besuch der Prüfungsvorbereitung beim Fernlehrinstitut besonders, auch deshalb, weil es nur in den schriftlichen Fächern Vorklausuren als Probedurchlauf gibt! Völlig ohne die angebotenen Vorbereitungsseminare in den mündlichen Prüfungsblock zu gehen könnte etwas problematisch sein: Gerade in diese Prüfungssituation sollte man möglichst selbstbewusst und mental vorbereitet gehen. Anders gesagt: Man sollte die typischen Vorurteile und Missverständnisse möglichst im Vorfeld losgeworden sein, denn sie sind lästig und absolut überflüssig! Die entsprechenden Seminare Eurer Fernschule wirken da Wunder! (Bei mir selbst war folgende paradoxe Situation gegeben: Da ich glaubte, die Seminare nicht wirklich zu brauchen, blieb ich während der Seminarwochen zu Hause. Im Laufe dieser Zeit bekam ich eine so übersteigerte Panik vor den Prüfungen –eben weil ich meine Bedenken und Zweifel nicht ausräumen konnte-, dass ich ernsthaft krank wurde und von der Kommission das Okay zum Zurücktreten von den Prüfungen bekam. Ein halbes Jahr später durfte ich dann noch mal einen Versuch starten. Diesmal aber belegte ich die Prüfungsvorbereitungsseminare bei der Fernschule, auch wenn ich die knapp 200 Euro nicht wirklich gerne berappen wollte, wenn ich ehrlich bin. In die eigentlichen Prüfungen ging ich dann aber beinah angstfrei und erreichte in 3 von den 4 mündlichen Prüfungen Einsen, zwei davon sogar tatsächlich mit einem Plus. Fazit: Hätte ich die Vorbereitungsseminare von Anfang an absolviert, hätte ich mir einige unschöne und vor allem unnötige Erfahrungen erspart! Solltet Ihr aber absolut keine Möglichkeit haben, die Seminare zu besuchen: Lasst Euch zum Thema Prüfungen unbedingt und möglichst ausgiebig erzählen und zwar von Leuten, die diese schon HINTER sich haben, zum Beispiel mithilfe dieser Internetseite. Das Ziel sollte auch in diesem Fall sein, sich möglichst aufgeklärt und mental stark zu fühlen, vor allem aber typische Denkfehler zu dem Thema zu eliminieren).

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