Optimal vorbereitet ins Finale

Der große Prüfungsratgeber

von Iwona Ciemielewska

 

7. Kapitel

"Ich weiß, dass ich bis dato alles gewissenhaft vorbereitet habe. Auch bin ich nicht der super-nervöse Typ. Aber am Tag X wird garantiert irgendetwas schief gehen: Etwas Dramatisches oder Peinliches! Gerade mir als Fernabiturient in einer fremden Stadt… Vielleicht falle ich in Ohnmacht, übergebe mich, verschlafe am Tag der Prüfung oder steige in den falschen Bus ein!"

Dazu kann ich nur sagen: Dass man sich derart verrückte Sorgen macht, zumindest vorübergehend, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Es wäre fast schon anormal, sich nicht irgendwelche Horrorszenarien auszumalen. JEDER hat sie im Hinterstübchen, zumindest für den einen oder anderen Moment im Vorfeld der Prüfungen. Plötzlich sieht man sich selbst vor den Prüfern auf die Nase fallen, im verkehrt herum angezogenen Pullover im Prüfungssaal auftauchen, mit Durchfall auf der Toilette sitzen oder eine Stunde zu spät kommen. Im schlimmsten Fall stellt man sich vor, dass man auf dem Weg zur Prüfung überfallen oder überfahren wird (oder Ähnliches). Auch das ist noch normal, kommt aber in Wirklichkeit ÄUSSERST selten vor (grins!).

Selbst WENN etwas (realistisch) Unangenehmes passieren sollte, so wird Euch das nicht gleich umhauen und komplett aus der Bahn werfen. Mir selbst sind auch einige scheinbar unverzeihliche Pannen passiert: In meiner ersten schriftlichen Prüfung gab mein Stift den Geist auf und ich musste mangels Reserven die Prüfungsaufsicht um einen Ersatz bitten (war peinlich, bin aber trotzdem nicht tot umgefallen). In meiner ersten mündlichen Prüfung wiederum hatte ich mir zwecks besserer Zeitübersicht einen kleinen Reisewecker auf mein Pult gestellt (mit Erlaubnis der Prüfer). Das elende Ding fing nach etwa fünf Minuten an zu bimmeln (aus welchem Grund auch immer). Auch das war peinlich, habe es aber ebenfalls überlebt. Fazit: Shit happens, so what? Die Prüfer sind es gewohnt und könnten wohl ganze Peinlichkeits-Almanache publizieren, wenn sie wollten.

Trotzdem: Auch wenn man im schlimmsten Fall nicht verhindern kann, dass vor der Prüfung die Bahn entgleist, man auf einer Bananenschale ausrutscht und in den Prüfungssaal mit gebrochenen Beinen kriechen muss (das sind alles gezielt gewählte Absurd-Beispiele): Bestimmte Peinlichkeiten oder Pannen könnt Ihr vermeiden, wenn Ihr ein paar Punkte beachtet:

1) Bewaffnet Euch für die Prüfungen unbedingt mit einer Armbanduhr (Verlasst Euch nicht darauf, dass in Prüfungssälen reihenweise Wanduhren hängen! Das ist nicht so.) Ihr solltet schon wissen, wie spät es ist: Nichts ist verunsichernder, als die verbleibende Prüfungszeit nicht zu wissen oder die Tischnachbarn zu bitten, Euch die Uhrzeit zu verraten (könnte übrigens auch als Betrugsversuch missverstanden werden).
2) Verlasst Euch nicht auf ein einziges armseliges Schreibgerät. Nehmt ruhig mehrere Schreiber mit: Damit vermeidet Ihr die oben geschilderte Panne (Mein Tipp: Geschmeidig und bequem schreibende Gel-Stifte –unbedingt in blau oder schwarz ;o)!- sind allemal besser als träge und anstrengende Billig-Kulis von der Tanke. Man schreibt entspannter und schneller: Nicht unwesentlich bei Prüfungen!)
3) Bereitet Euch auch organisatorisch möglichst gut auf die Prüfungen vor:


a) Kauft Euch rechtzeitig (am besten spätestens am Vortag der Prüfung) kleine Getränke, Snacks und durchaus Süßigkeiten für die Prüfungen. Das vermeidet den peinlich knurrenden Magen und hungerbedingte Konzentrationsdurchhänger (während der langen schriftlichen Prüfungen darf man essen, während der mündlichen natürlich nicht, wobei man aber für die Pausen was mithaben sollte!). Hierbei gilt: Ähnlich wie im Kino solltet Ihr Raschel-Quellen vermeiden, denn entweder werdet Ihr die Mit-Prüflinge zur Weißglut treiben, oder aber vor lauter Skrupeln nichts anrühren und hungrig bleiben…(Hier ein Tipp! Bei knisternder Schokolade oder anderen gemein verpackten Fressalien: Macht sie auf bevor der Startschuss für das Losschreiben fällt. So minimiert Ihr das Geraschel / Gefummel und könnt bedenkenlos zulangen.)

b) Legt Euch Eure Klamotten am besten schon am Vorabend zurecht: Kaum etwas ist fataler, als wenn man am Morgen der Prüfung feststellt, dass man nichts zum Anziehen hat. Für Leute, die aus anderen Städten zur Prüfung anreisen: Überlegt Euch wirklich gut, ob Ihr genug für die Prüfungswoche eingepackt habt. Natürlich müsst Ihr nicht mit einem Lastwagen anreisen! Aber ihr solltet Euch nicht darauf verlassen, dass Ihr im Hotel noch kurzerhand den einen mitgebrachten Pullover oder Slip rechtzeitig gewaschen kriegt!

c) Ihr solltet bereits vor der Abreise zu dem Prüfungsort via Internet (geofox.de oder aber hvv.de speziell für Hamburg) die Bahnfahrten vom Hotel zur Prüfungsstätte checken und Euch persönliche Fahrpläne für alle einzelnen Prüfungstage ausdrucken. Wenn Ihr mit dem Auto kommt: Hier gilt Vergleichbares! Druckt Euch optimale Routen aus, wenn Ihr nicht sowieso ein Navigationssystem habt und damit vertraut seid. Panik und Orientierungslosigkeit in einer fremden Stadt in Kombination mit wichtigen Prüfungen können sehr stressen und sind völlig überflüssig! Wenn Ihr diesbezüglich unsicher seid, fragt ruhig Eure Fernschule. Die Studienleiter beantworten auch Fragen zur Unterkunft und den Anfahrtsmöglichkeiten! (Eine Alternative für Leute, die zu den Prüfungen nach Hamburg kommen: Ich bin „Einheimische“ und kann Euch helfen. Meldet Euch ruhig über das Forum, ich bin regelmäßig da und reagiere recht schnell auf neue Beiträge).

d) Nehmt Euch die prüfungsrelevanten Studienhefte mit auf die „Prüfungs-Reise“. Das gibt Euch die Sicherheit, die Inhalte noch mal überfliegen zu können, wenn Ihr es braucht. Ein Hotelzimmer frei von Studienheften kann leichte Panikattacken auslösen ;o)! Andererseits gilt aber auch: Bis kurz vor der Prüfung zu lernen ist bekanntermaßen Mist. Das Gefühl jedoch, jederzeit noch nachgucken zu können, solltet Ihr Euch aber durchaus verschaffen!

e) Nehmt Euch Zeit, die Anfahrtswege einmal im Vorfeld kennen zu lernen. Dazu reist Ihr am besten einen Tag früher zum Prüfungsort an und fahrt oder geht den Weg zur Prüfungsstätte vorher ab. Das beruhigt und minimiert Pannen noch einmal mehr! Und: Steht am Tag der Prüfungen wirklich rechtzeitig auf, lasst keine gehetzte Stimmung aufkommen. Das stresst ungemein und macht Euch nur unnötig fertig noch vor dem eigentlichen Geschehen. Das gilt nicht nur in Bezug auf den Weg, sondern auch für die ganze morgendliche Prozedur wie das Duschen und Frühstücken. Gönnt Euch Zeit und organisiert gut, aber gelassen.

f) Wenn Ihr meint, dass Ihr bei Anspannung zu Magenproblemen wie Durchfall neigt (ist ziemlich weit verbreitet), solltet Ihr vor Eurer Abreise ein einschlägig bekanntes Mittelchen besorgen wie z. B. „Immodium akut lingual“. Auch wenn es sich als unnötig erweisen sollte: Es dabei zu haben beruhigt. Im Ernstfall verhindert es den „Ich-muss-schon-wieder-aufs-Örtchen-Stress“ und die unnötigen störenden Krämpfe.

g) Für Prüflinge mit Kindern: Sorgt mehr als rechtzeitig für eine gute Unterbringung Eurer Kinder (sofern sie diese noch benötigen). Sprecht Euch mit den Großeltern oder der besten Freundin am besten Wochen oder Monate vorher ab: Die Personen sollten ohne Stress Urlaub für diesen Zweck nehmen oder Ihre Freizeit entsprechend planen können. Hierbei gilt: Der Babysitter sollte zuverlässig sein und sich nicht kurzerhand „abseilen“ (um auf Nummer Sicher zu gehen: Ein Reserve-Babysitter als Plan B wäre nicht verkehrt, gerade im Krankheitsfall). Auch sollte es möglichst jemand sein, dem Ihr wirklich vertraut (in der Prüfung zu sitzen und um das Wohl der Kinder zu bangen ist keine gute Kombination)! Auf keinen Fall solltet Ihr Eure Kinder auf die Prüfungs-Reise mitnehmen: Dies wäre für alle Beteiligten der Gipfel des Stresses.

h) Für die Raucher unter Euch: Sorgt für genügend „Reserven“! Während oder kurz vor den Prüfungen nervös nach vielleicht gar nicht vorhandenen Zigaretten zu suchen kann sehr lästig sein: Erspart Euch den Stress! Auch solltet Ihr wissen: Es wird Euch in jedem Fall ermöglicht werden, eine Entspannungs-Zigarette zu rauchen (Während der schriftlichen Prüfungen werdet ihr zwischendurch nach Draußen oder, wenn vorhanden, in einen Raucherraum gehen dürfen. Legt Euch Zigaretten und Feuerzeug am besten schon vor der Prüfung auf den Tisch, um jederzeit und ohne Gefummel in der Tasche – Angst, sich verdächtigt zu machen! - rausgehen zu können. Natürlich dürfen die Prüflinge nur einzeln und nicht in ganzen Clustern rausgehen. Für die mündlichen Prüfungen gilt: Ihr werdet genügend Pausen zwischen den einzelnen Prüfungen haben, sofern sie überhaupt am gleichen Tag stattfinden. Hier werdet Ihr genug Gelegenheit haben, Euch eine Zigarette zu gönnen (oder aber einen gesünderen „Pausensnack“).

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