Optimal vorbereitet ins Finale

Der große Prüfungsratgeber

von Iwona Ciemielewska

 

6. Kapitel

"Okay, ich glaube, ich bin ganz gut vorbereitet. Das wird mir bei der Nervosität und in der Extremsituation unter Garantie nicht helfen. Ich werde ganz bestimmt nur Blödsinn schreiben bzw. kein Wort aus mir heraus bringen!"

1) Zunächst einmal: Es stimmt, dass die „Extremsituation Prüfung“ unter Umständen ein wenig aufs Gehirn schlagen kann. Konzentrationsschwächen hier und da sind ganz normal und lassen sich in der Regel nicht gänzlich vermeiden. Wer aber geübt und gelernt hat und trotzdem glaubt, nur auf Grund der Angespanntheit komplett zu versagen, der irrt gewaltig. Es ist schier UNMÖGLICH, über Fakten zu einem Thema XY zu verfügen, und sie dem Prüfer quasi vorzuenthalten! Es geht einfach nicht! Dazu müsstet Ihr schon in Ohnmacht gefallen sein (das passiert in der Regel nicht, lasst Euch da nichts aufschwatzen ;o)) oder aus der Prüfung geflüchtet sein (Hier eine Anekdote: Ein älterer Prüfer erzählte mir, dass er ein einziges Mal in seiner Laufbahn erlebt hat, dass ein junger Mann aus der Prüfung flüchten wollte- vor lauter Panik! Aber selbst diese Geschichte endete glimpflich: Die Prüfer holten ihn mit ganzem Körpereinsatz in den Prüfungsraum zurück, setzten ihn auf den Stuhl und sicherten ihm zu, ihn nicht durchfallen zu lassen, wenn er einfach nur ruhig sitzen bleiben und das Ende der Prüfungszeit abwarten würde. Fazit: Auffällig nervöse Kandidaten werden auch besonders lieb behandelt und in der Regel so lange geprüft, bis „alles gut“ ist.).

Also noch mal: Habt Ihr zu dem Thema XY ein wenig was zu erzählen, werdet Ihr es
auch tun (ob schriftlich oder mündlich)- trotz feuchter Hände und zitteriger
Stimme! Das Wissen in Eurem Kopf wird sich seinen Weg zum Prüfer schon bahnen,
ob Ihr „wollt“ oder nicht ;o)!

2) Zugegeben: Es ist nicht unüblich, dass Kandidaten (gemessen an den Leistungen während des Lehrgangs) je nach Fach eine oder eineinhalb Zensuren unter ihrem eigenen Durchschnitt liegen können. Das ist normal, denn die Nervosität kann die grauen Zellen schon leicht beeinträchtigen. Auch sind die Hausaufgaben-Leistungen nicht 1:1 auf die zu erwartenden Prüfungsergebnisse zu übertragen, denn die Hausaufgaben hat man in der Regel in völliger Gelassenheit bei einer Tasse Milchkaffee und aus eigenen Antrieb gefertigt (oft genug auch mal in die Studienhefte geschielt oder nicht „auf Zeit“ geschrieben, oder ;o)?). Diese „coole“ Leistung im Prüfungsraum haargenau so souverän zu bringen kann etwas schwierig sein. Muss aber nicht!!! Denn oft genug ist folgender Effekt gegeben: Während der Prüfungen legt man eine DESTRUKTIVE Gelassenheit beiseite und zeigt endlich, was man kann (Adrenalin sei Dank!). Man kommt, sprichwörtlich-kulinarisch ausgedrückt, endlich „aus dem Quark“ und „eiert nicht rum“, wie man das zu Hause bei der schon erwähnten Tasse Milchkaffe allzu gerne getan hat…. Es ist auch (aus eigenen Beobachtungen und laut ILS) tatsächlich so, dass die Prüflinge nicht selten ihre vorangegangenen Zensuren sogar toppen können, eben weil sie sich endlich aufgefordert sehen, sich maximale Mühe zu geben. (Bei mir persönlich hielt sich das Verhältnis „verbessert“ zu „verschlechtert“ nicht ganz die Waage: In einigen Fächern habe ich mich gesteigert, in einigen nicht, bin aber insgesamt fast eine Zensur unter dem Hausaufgaben-Durchschnitt gelandet, was jedoch immer noch gut genug war. Also: Keine Panik, so etwas ist völlig okay!).

3) Das Hauptproblem bei den Prüfungen sind weniger „totale Blackouts“, peinliche Blamagen, dramatisch unzureichendes Wissen oder die schiere Verzweiflung (wenn Ihr nicht totale Müßiggänger oder Ignoranten seid, wird es dazu gar nicht kommen). Es sind vielmehr die kleinen feinen Gemeinheiten wie a) schlechtes Zeitmanagement, b) unstrukturiertes Arbeiten, c) Formulierungsschwierigkeiten. Diese Dinge könnt Ihr aber im Vorfeld minimieren!

Zu a) Teilt Euch die Prüfung UNBEDINGT im Vorfeld ein. (Das gilt natürlich nur für
die schriftlichen Prüfungen und die schriftliche Vorbereitungsphase der
mündlichen! Die mündliche Prüfung an sich verläuft eher wenig strukturiert und es
kann sein, dass man sich einfach verquatscht, ohne dass das als Nachteil gewertet
wird!). Konkret: Habt Ihr das Prüfungsblatt vor Euch liegen, werdet Ihr feststellen,
dass die Aufgaben in grobe Einheiten aufgeteilt sind (in der Regel 2 bzw. 3
thematische Einheiten). Teilt Euch die vorher bekannte Prüfungszeit in Happen
auf. So vermeidet Ihr ein hoffnungsloses Trödeln. Auch wird Euch dann sicherlich kein
Missgeschick passieren im Stil von: „Zu der einer Frage ellenlange Prosa, zu der
anderen nichts oder nur das Nötigste“.

Zu b) Unstrukturiertes Arbeiten (beim schriftlichen Arbeiten, besonders bei
umfangreicheren Aufgaben und Aufsätzen!) vermeidet Ihr, wenn Ihr mit Hilfe von
groben Entwürfen arbeitet. Konkret sieht es so aus, dass Ihr auf die Fragen (in Kladde)
in zu organisierten Skeletten geformten Stichpunkten antwortet. Dann habt Ihr eine
Übersicht darüber, was Eure Antwort inhaltlich enthalten muss. Erst dann geht Ihr dazu
über, die Antwort im Detail und ausformuliert zu geben. Macht Euch bloß nicht vor,
keine Zeit für Vor-Entwürfe zu haben! Diese Methode spart Zeit in jeder Hinsicht,
vermeidet Wiederholungen, beeinflusst ganz erheblich das Endergebnis, macht Euch
gelassener (weil organisierter) und beeindruckt den Prüfer (Prüfer lieben
durchstrukturierte Arbeiten und können, im Umkehrschluss, bis zu eins-zwei Zensuren
runtergehen für unorganisiertes, unstrukturiertes „Wissens-Erbrochenes“!).

Zu c) Dieser Aspekt gilt sowohl für die schriftlichen, als auch für die mündlichen
Prüfungen. Es ist ja so: Ihr habt über die entsprechenden Themen viel gelesen, viel
erfahren, viel gelernt. Im Gegensatz zum normalen Oberstufen-Schüler habt Ihr aber
kaum Gelegenheit gehabt, über Euer Wissen zu berichten, es auf den Punkt zu
formulieren. Der Effekt kann dann sein: „Ich weiß, worum es da geht und warum und
weshalb, weiß aber nicht, wie ich es ausdrücken soll.“ Im Nachhinein ärgert man sich
dann: „Das hätte ich, verdammt noch mal, auch anders und besser verkaufen können!“
Mein Tipp (auch, wenn er Euch sehr seltsam vorkommt): Schnappt Euch die
betreffenen Studienhefte, schaut unterstützend auf die Haupt- und Unterpunkte
(stellenweise durchaus auch in die konkreten Texte) und redet einfach drauf los, als
würdet Ihr in der Prüfung sitzen. Dieser Tipp gilt unabhängig vom Typ der Prüfung:
Auch auf die schriftlichen Prüfungen bereitet man sich am besten ausgiebig mündlich
vor!!).

Anders gesagt: „Selbstgespräche“ sind das A und O des
Fernabiturienten und helfen unbedingt bei zwangsläufig auftretenden
Formulierungsschwierigkeiten. Auf diese Weise überprüft Ihr Euer konkretes Wissen
und schafft Strukturen im Kopf: Auch ohne kompetente und super-geduldige
Gesprächspartner…

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