Optimal vorbereitet ins Finale

Der große Prüfungsratgeber

von Iwona Ciemielewska

 

8. Kapitel

Detaillierter Ablauf der Probeklausuren:

Ihr habt Euch zu den Probeklausuren bei Eurem Fernlehrinstitut angemeldet und macht Euch auf den Weg nach Hamburg, Darmstadt oder wohin auch immer. Dort angekommen wisst Ihr aber nicht, was Euch an den Prüfungstagen erwarten wird (zumindest dann nicht, wenn Ihr keine Vorbereitungsseminare besuchen konntet). Nun:

Ihr werdet in dem zuvor schriftlich angekündigten Raum Eures Fernlehrinstitutes von einer Prüfungsaufsichtsperson erwartet (Dies wird in der Regel diejenige Person sein, mit der Ihr schon telefonisch das Vergnügen hattet, die Eure Zwischenzeugnisse erstellt oder --in welcher Form auch immer- Euren Weg zum Abi begleitet hat. Meistens handelt es sich dabei um die Leitung des Allgemeinbildenden Instituts / Bereichs.). In diesem Raum werden wahrscheinlich 30-40 Leidensgenossen, nämlich Euer „Fernabitur-Jahrgang soundso“, mit Euch Platz nehmen. Übrigens: Sie werden Euch wahrscheinlich alle sehr kompetent und selbstbewusst vorkommen („Oh Gott, die sind alle bestimmt besser und gelassener als ich!“), was aber ein absoluter Trugschluss und eine situationstypische „Fata Morgana“.

Diejenigen Prüflinge, die an den Vorbereitungsseminaren nicht teilnehmen konnten, werden gesondert gegrüßt und die Namen werden den noch unbekannten Gesichtern zugeordnet.

(Eine Anmerkung zu den Räumlichkeiten Eurer Fernschule: Üblicherweise werden Eure Klausuren in einem ausreichend großen und wahrscheinlich sehr gepflegten Konferenzraum stattfinden. Höchstwahrscheinlich werden - oft vor dem Raum auf Tischen aufgebaut - (natürlich kostenlose!) Erfrischungen wie Kaffee, Tee, Softdrinks und Süßes ausreichend zur Verfügung stehen. Da man sich dessen aber nie hundertprozentig sicher sein kann, ist ein eigener Proviant –siehe oben- unbedingt empfohlen.)

Dann wird Euch Einiges zum Ablauf erklärt: Wie viele Prüfungen auf Euch warten, wie lange sie jeweils dauern werden (schriftliche Probeklausuren: GK: 3 Stunden, LK 4 Stunden, jeweils zuzüglich Einlesezeit). Es wird Euch erzählt, was Ihr während der Prüfungen machen dürft (unauffällig Fragen an die Prüfungsaufsicht stellen, ohne Nachfragen und gefälligst einzeln aufs Töpfchen und zum Rauchen aus dem Saal gehen, essen und trinken, atmen). Aus formell-rechtlichen Gründen wird Euch dann die Frage gestellt, ob Ihr Euch gesundheitlich in der Lage fühlt, die Prüfungen anzutreten (feuchte Hände oder ein abgebrochener Fingernagel gelten nicht als Krankheitsfall und deshalb auch nicht als Rücktrittsgrund ).

Nun werden die Aufgabenblätter verteilt. Hierbei werdet Ihr feststellen, dass die Prüflinge in unterschiedlichen Fächern geprüft werden (es gibt bei schriftlichen Prüfungen keine räumliche Trennung nach Prüfungsfächern). Ihr bekommt die Prüfungsunterlagen gemäß dem Euch zuvor schriftlich mitgeteilten Prüfungsplan. Hierbei können noch formelle oder inhaltliche Unklarheiten geklärt werden. Erst wenn alle Unsicherheiten beseitigt sind, kann es bald losgehen. Ihr werdet unmittelbar vor den Prüfungen die genaue zeitliche Deadline erfahren. Darüber hinaus wird auch bekannt gegeben, welche Punkte-Spielregeln gelten: Bei den Probe-Klausuren sollte man nach Möglichkeit die Ergebnisse erreichen, wie sie bei den staatlichen Prüfungen mindestens zu erlangen sind (siehe unter „Die schriftlichen Prüfungen“). Für den Probedurchlauf gilt aber, anders als im Ernstfall der staatlichen Prüfungen, dass Ihr in den vier Fächern insgesamt lediglich mindestens 16 Punkte erreichen müsst, egal, wie sich diese zusammensetzen (Damit hättet Ihr schon bestanden und werdet von der Schulbehörde zu den staatlichen Prüfungen zugelassen. Das Fernlehrinstitut stellt dann aber offiziell eine als nur„mit Vorbehalt“ verstandene Empfehlung für das Antreten zu den staatlichen Prüfungen zum nächstmöglichen Zeitpunkt aus).

Dann kann es losgehen. Ihr werdet anfangen zu schreiben und vielleicht feststellen, dass die Anderen hierbei irgendwie viel souveräner aussehen als Ihr selbst. Das ist, wie gesagt, trügerisch. Die meisten sehen beim Schreiben von Prüfungen sehr konzentriert aus, was aber nicht heißt, dass sie absolut Herr der Lage sind und wissen, was sie da produzieren!

Während Ihr schreibt, wird die Prüfungsperson in der Regel keine bösartig-misstrauischen Blicke in Eure Richtung aussenden (es sei denn, Ihr versucht tatsächlich irgendwie zu „bescheißen“), denn sie wird höchstwahrscheinlich selbst gut zu tun haben und mehr oder weniger entspannt in der eigenen Lektüre schmökern. Das heißt aber nicht, dass sie für Euch nicht ansprechbar ist. Bei Problemchen welcher Art auch immer seid Ihr eingeladen, Euch rechtzeitig mitzuteilen (wie gesagt: „Darf ich mal für kleine Prüflinge?“ ist nicht nötig!).

Zu der Prüfungszeit: 3 bzw. 4 Stunden konzentriertes Schreiben kommen Euch im Vorfeld vielleicht quälend lang vor. Fakt aber ist, dass Ihr diese Zeit auch brauchen werdet und Euch die Zeit eher zu kurz vorkommen wird (wenn Ihr von der behandelten Materie überhaupt ein wenig Ahnung habt, aber davon sei hier ausgegangen). Solltet Ihr wider Erwarten vorzeitig fertig werden, rauscht nicht einfach raus, sondern geht die Aufgaben nochmals durch und kontrolliert alles auf Rechtschreib- oder Flüchtigkeitsfehler (ohne aber an dem Grundgerüst herumzupfuschen, denn eine völlige Neufassung Eurer Arbeit ist einfach nicht machbar!). Seid Ihr auch dann noch vorzeitig fertig (unwahrscheinlich, sei aber an dieser Stelle der Vollständigkeit halber gesagt), dann müsst Ihr nach Abgabe der Prüfungsunterlagen, inklusive Kladde und Aufgabenblatt, das Prüfungsgebäude verlassen. Verabredet Euch mit Euren Mit-Prüflingen gegebenenfalls im Vorfeld irgendwo außerhalb des Gebäudes, falls Ihr vorhabt, nach den Anstrengungen der Klausur noch ein wenig zu plaudern.

Eine Anmerkung für Konzentrationsschwache: Es ist möglich, während der Prüfungen selbst mitgebrachte Ohrstöpsel zu benutzen. Dies kann helfen, sich gegen mögliche Ablenkungen zu schützen und schafft ein gutes Klima des „In sich Gehens“. Wollt Ihr auf Ohropax und Co. tatsächlich zurückgreifen, setzt die Aufsicht darüber in Kenntnis (sich ungefragt verdächtige Gegenstände in die Gehörgänge zu stopfen könnte als Täuschungsversuch gedeutet werden und Ihr handelt Euch unnötigerweise rote Ohren ein!)

Noch einige Anmerkungen zu der Organisation der Probe-Klausuren. Wie grundsätzlich bei den schriftlichen Abiturprüfungen gilt auch hier: Es findet pro Tag nur eine Klausur statt, in der Regel an aufeinander folgenden Tagen (Gerne auch Samstags! Es gilt rechtlich zwar, dass Prüfungen am Wochenende nicht stattfinden dürfen, da es sich hier aber um interne Probeklausuren handelt, kommen Samstage durchaus in Frage.). Achtung: Im Anschluss an eine der Prüfungen (wird Euch rechtzeitig gesagt) werdet Ihr eine gemütliche Info-Sitzung zum Thema „Anmeldungsformalitäten zum Staatlichen Abitur für Externe“ und „mündliche Prüfungen“ haben. Hierbei bekommt Ihr einen ganzen Ordner an Formularen, die Prüfungsordnung (sehr informativ und absolut nützlich bei der Wahl der Schwerpunktthemen für Eure mündlichen Prüfungen!!!), allerlei Informationen, Gedächtnisprotokolle Eurer Vorgänger, kurzum ein Survival-Kit für den weiteren Prüfungsmarathon! Auch werden viele wichtige Fragen zum Thema weiteres Geschehen geklärt, Ratschläge erteilt und eventuelle Lernschwierigkeiten thematisiert. Also: Gut zuhören und die Gelegenheit nutzen, sich gut zu informieren!

Zum Ergebnis der Probeklausuren: Ihr werdet 1,5-2 Monate vor den staatlichen schriftlichen Prüfungen die Ergebnisse Eurer Probeklausuren erfahren. (Auch wenn es sich leicht verzögern sollte: Keine Panik, man hat Euch bestimmt nicht vergessen!). Ihr werdet dabei zuerst (schriftlich) von Eurer Fernschule über alle wichtigen Dinge zu Euren Leistungen in Kenntnis gesetzt und bekommt ein Abschluss-Zeugnis (in mehrfacher Ausführung, wobei ein Exemplar für die Schulbehörde reserviert sein muss, mit der Ihr Euch im Zuge umfangreicherer Formalitäten zu den staatlichen Prüfungen anmelden werdet), wobei die Prüfungsergebnisse einmal gesondert aufgeführt sein werden, in einer zweiten Fassung aber zu den Lehrgangszensuren hinzugezählt werden. Auch bekommt Ihr Eure Prüfungsunterlagen korrigiert und AUSFÜHRLICH kommentiert zurück: So könnt Ihr Eure Fehler für den weiteren Prüfungsweg besser ausmerzen. Die offizielle Einladung zu den staatlichen Prüfungen erfolgt erst nach erfolgter Anmeldung bei der Schulbehörde (Genaueres erfahrt Ihr von Eurer Lehrgangsleitung- unaufgefordert!).

Habt Ihr die Prüfungen- im allerschlimmsten Fall- gar verhauen: keine Panik! Ihr könnt in sechs Monaten wieder einen neuen Versuch starten und habt (außer ein wenig Zeit) nicht viel verloren (die erste Wiederholung ist kostenlos, erst bei einem insgesamt dritten Versuch werden wieder Gebühren fällig. Im Zweifelsfall (sollten die Ergebnisse formell zwar reichen, aber hart an der Grenze zur Unterdurchschnittlichkeit liegen) überlegt Euch, ob Ihr gleich anschließend an die Probeklausuren in die staatliche Prozedur gehen wollt. Manchmal ist es besser, sich etwas Zeit zu lassen, bevor man im Ernstfall schlecht vorbereitet da steht wenn es „um die Wurst geht“. An alle Kamikaze-Kandidaten: Bedenkt, dass ihr im Falle nicht bestandener staatlicher schriftlicher Prüfungen mündliche Nachprüfungen über Euch ergehen lassen müsst: Diese finden während des mündlichen Prüfungsblocks statt (Ihr werdet mit den vier mündlichen Fächern genug zu tun haben: Nachprüfungen der schriftlichen Fächer als Zusatz-Ballast können da sehr heikel sein!!).

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