Optimal vorbereitet ins Finale

Der große Prüfungsratgeber

von Iwona Ciemielewska

 

3. Kapitel

"Ich als Fernabiturient habe bislang nur „für mich“ gearbeitet und außer der Probeklausur keine Prüfungsleistungen ablegen müssen: Ich stehe also besonders unter Beweisnot und bin dem Prüfer, der sonst nur normale Gymnasiasten prüft, doch bestimmt irgendwie suspekt. Wird man mich deshalb vielleicht sogar besonders hart "ins Kreuzfeuer" nehmen?"

1) Zunächst einmal sei hiermit besonders betont, dass die Prüfer zwar auch nur Menschen sind und ihre subjektiven Empfindungen an der einen oder anderen Stelle nicht unterdrücken können, sie aber grundsätzlich unter dem enormen Druck stehen, nachvollziehbare, begründbare und unvoreingenommene Entscheidungen oder Beurteilungen vorzeigen zu können (Ja, auch für die Prüfer bedeutet Eure Prüfung Leistungsdruck und Stress.). Sie können es sich schlicht nicht leisten, unangemessene Schritte zu unternehmen oder Unzumutbares von Euch zu verlangen: Zunächst grundsätzlich, dann aber auch besonders während einer Externenprüfung.

2) Dann aber auch gilt: Die Prüfer wissen sehr genau (!) um die besondere Leistung, die der Fernabiturient erbringen muss, bis er nun vor ihnen auf dem Stuhl im Prüfungszimmer Platz nehmen darf. Sie sind informiert über das hohe Pensum, die besondere Selbstständigkeit der bisher erbrachten Leistung, den erschwerten und aufwendigeren Weg des Nicht-Schülers, der zumeist auch noch ein bereits „erwachsenes“ Leben zu meistern hat. Kurz gesagt: Die Prüfer treten dem Fernabiturienten mit einem besonderen Respekt entgegen. Zum einen wird Euch Euer Fernlehrinstitut dies auf Nachfrage sehr gern bestätigen, zum anderen kann ich von meinen eigenen Prüfungen auch nur in den höchsten Tönen schwärmen: Man ist mir mit sehr viel Achtung begegnet und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, man behandelt mich wie einen Schüler (hier „Schüler“ im negativen Sinne). Ganz im Gegenteil: Man steht mit den Prüfern gewissermaßen auf Augenhöhe.

3) Während der Vorbereitungsseminare habe ich erlebt, wie sich erfahrene Lehrer und Prüfer zum Thema „Prüflingslandschaft“ äußern. Ehrlich gesagt merkt man sämtlich allen den Frust über die Leistungen des durchschnittlichen regulären deutschen Gymnasiasten an, wohingegen man über das Gros der externen Kandidaten viel Positives zu berichten weiß. Es kursiert unter Fachleuten sogar die Redensart: „Der Unterschied zwischen dem gewöhnlichen und dem externen Abiturient besteht darin, dass der erstere viel redet, ohne viel Ahnung zu haben, der andere zu reden Angst hat, aber tatsächlich viel zu sagen hat.“ (Klang für mich damals noch unglaublich, ist aber im Nachhinein plausibel: Genau diese immense Diskrepanz erlebe ich jeden Tag an der Uni, wo sich das „Drama“ tatsächlich in aller Deutlichkeit fortsetzt.). Also: Ihr habt freie Bahn zu zeigen, was Ihr zu sagen habt (jede Menge, wie schon gesagt)! Nach Meinung der meisten Prüfer sind die Fernabitur-Kandidaten nämlich in der Regel die mit Abstand interessantesten Prüflinge: Mit sehr viel nahezu lexikalischem Know-How und einer auffälligen Denkfähigkeit (sinngemäß Originalton)!

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